„Ghetto-Sex-Tagebuch” Eine Türkin über Sex und Integration

Sie ist jung, hübsch, Türkin - und sie löste mit ihrem Buch in Deutschland eine Debatte über Sex und Integration aus.

Sıla Sönmez ist Deu-tschlands neue Sex-Autorin», «Eine Schocktherapie»: Deutschlands Medien überschlagen sich ob dem «Ghetto-Sex-Tagebuch» der jungen Türkin Sıla Sönmez. Das Buch handelt von Ayla, einer 17-Jährigen Türkin aus einem Kölner Problembezirk. Sie sucht sich über das Internet Sex mit älteren, meist hässlichen Menschen. Zumindest vordergründig. Eigentlich geht es in dem Roman um die schwierigen Teenagerjahre eines ganz normalen Mädchens. Und dessen Wunsch nach Liebe und Geborgenheit.

Expliziter Sex

Doch die Sex-Szenen sind explizit: Es geht um Fäkalsex, um haarige Blowjobs, um Gang-Bangs. Dazu Sex mit Minderjährigen und inzestuöse Zungenküsse. «Ich habe für das Buch auf YouPorn recherchiert», so Sönmez «Doch der Unterschied zu vielen Videos dort ist, dass Ayla sehr selbstbewusst und vor allem selbstbestimmt ist.» Angereichert werden die expliziten Szenen mit den üblichen Ghettoklischees und brutalen Kampfszenen.

«Du Nutte»

Eine junge, türkischstämmige Frau, die in klaren Worten über Sex schreibt, das sorgt in Deutschland bereits für Aufsehen. Auf der einen Seite bei denen, die aus dem selben Kulturkreis kommen wie sie: «Du Nutte», «Du bist verloren! Ich werde für deine Seele beten!», «Du bist eine Schande für alle Muslimas». Die Kommentare bei einem Interview auf Rap.de sind bösartig – Sönmez trifft einen Nerv. Und auf der anderen Seite reibt sich auch das Feuilleton die Augen ob dem Roman. «Dabei bin ich noch nicht einmal eine Muslima und auch meine Protagonistin nicht», so Sönmez. «Aber wenn man als Türkin über Sex schreibt und Schweinefleisch isst, dann können das weder die Türken noch die Deutschen wirklich verstehen. Da gibt es auf beiden Seiten sehr viele Vorurteile.» Aber wenn es um Türken oder Araber gehe, «dann gehe es auch immer um die Religion».

«Der Schock»

Das schockierende an «Das Ghetto-Sex-Tagebuch» ist eigentlich nicht der Inhalt, sondern die Debatte, die es ausgelöst hat. Wenn das Buch von einer gebürtigen Deutschen geschrieben worden wäre, hätten sich Zeitungen wie «Bild» oder «Köln Express» und wohl auch Kurt Aeschbacher nicht für sie interessiert. Offensichtlich ist es heute immer noch etwas Aussergewöhnliches, wenn eine junge, aufgeklärte, selbstbewusste Türkin über Sex schreibt. Vor über 50 Jahre sind die ersten Türken nach Deutschland ausgewandert – doch richtig angekommen sind sie auch heute noch nicht.

yenivatan.at

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