Community?

von Nurten Yilmaz

Letztens redet mich ein Mann auf der Straße an: „Warum sagst du nicht öfter etwas zu deiner Community?“ Ich war zuerst etwas baff. Meine Community? Meint er die SPÖ-Wien Frauen, meine Rapid Wien oder meine Ottakringer Nachbarschaft? Nein. Gemeint war, dass ich, Nurten Yilmaz – geboren in der Türke, mit ihren Eltern nach Wien gekommen mit 9 Jahren – mehr zur „türkischen Community“ sagen soll. Mich hier mehr einbringen solle.

Dazu ein paar Gedanken, auch weil das fürs Zusammenleben in Wien und Österreich wichtig ist: Natürlich hängen Leute, die eine gemeinsame Erstsprache haben oder eine gemeinsame Herkunft, oft gemeinsam ab und haben viele interne Kontakte – egal, ob sie in Vorarlberg, dem Iran, Serbien, Oberösterreich oder eben der Türkei geboren wurden. Und dementsprechend sprechen. Klar. Aber generell glaube ich, dass wir uns von der Vorstellung lösen sollten, dass es so sprachlich-ethnische „Kultur-Container“ gibt, die nebeneinander und aneinander vorbei leben. Hier die Iraner, dort die Türken, drüben wieder die Oberösterreicher. Voneinander abgegrenzt. Gerade diese kulturalistische Vorstellung schwingt oft mit beim Wort „Community“ und baut unnötige Distanzen auf. Wir WOLLEN politisch auch nicht, dass diese „Kultur-Container“ jeder für sich dahinlebt. Wir SozialdemokratInnen machen Politik für ALLE Menschen, egal woher sie kommen, egal welche Hautfarbe sie haben und egal welche Sprachen sie mitnehmen. Darum braucht es eben Räume und Ort, wo eben alle zusammenkommen (können) und die Menschen sich in ihrer Vielfalt begegnen können und #miteinander sind. Viele Heimaten und Herkünfte – aber eine gemeinsame Zukunft. Wie heißt es bei uns so schön: Wiener und Wienerin sein heißt, in Wien sein. Wer hier ist, ist von hier.

Vielleicht sollten wir daher „Community“ in Zukunft etwas anders verstehen, nicht im Sinne von Sprache und ethnischer Herkunft, sondern als Grätzl-Gemeinschaft. Egal ob aus Vorarlberg, Türkei oder Oberösterreich, in unserer Nachbarschaft kommen wir zusammen, tauschen uns aus, pflanzen Pflanzen (https://goo.gl/oa2FBG) oder trinken Tee und Bier miteinander. Hier bildet sich Gemeinschaft und hier ist der Ort, wo Teilhabe praktiziert wird. Gelebte StadtbürgerInnenschaft.

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