„Europa und die deutsche Einheit“

Der neue Band nimmt die deutsche Einheit aus gesamteuropäischer Perspektive in den Blick. Vor dem historischen Hintergrund werden in Länderstudien die jeweiligen Haltungen zum Einigungsprozess analysiert und ein Ausblick auf die Rolle des geeinten Deutschland in Europa geleistet.

von yenivatan.at

Wien. Auf den ersten Blick gehört die deutschen Einheit zu den am besten aufgearbeiteten Kapiteln der jüngsten Zeitgeschichte, jedoch fokussierte die bisherige Forschung vor allem auf die innerdeutsche Dimension und auf die internationale Durchsetzung der Einheit. Dabei standen insbesondere die vier Siegermächte des Zweiten Weltkriegs und einige Nachbarstaaten im Mittelpunkt. Dieser Band untersucht die „Wiedervereinigung“ erstmals aus einer gesamteuropäischen Perspektive und gliedert sich in regional- und bündnisbedingte Themenblöcke (Vier Mächte, Neutrale und NATO-Staaten, Skandinavien, Benelux-Staaten, Mittel- und Osteuropa, Südeuropa). Zudem wird auch die Rolle transnationaler Parteiennetzwerke thematisiert. Die einzelnen Länderstudien skizzieren das Verhältnis des jeweiligen Landes zu den beiden deutschen Staaten vor 1989/90. Im Zentrum der Analysen steht die Haltung zur deutschen Frage vom Mauerfall am 9. November 1989 bis zum Vollzug der Einheit am 3. Oktober 1990. Länderspezifische Schwerpunktsetzungen machen deutlich, wie divers die deutsche Einheit aus den jeweiligen nationalen Blickwinkeln wahrgenommen wurde und wie sehr diese bis heute das Deutschlandbild (mit)prägen. Vor dem Hintergrund der Vertiefung der europäischen Integration und der Erweiterung der EU wird ein Ausblick auf die Rolle des geeinten Deutschlands bis ins Europa unserer Tage gewagt.

Europa und die deutsche Einheit

Beobachtungen, Entscheidungen und Folgen im gesamteuropäischen Kontext

 

Michael Gehler/Maximilian Graf (Hg.)

Unter Mitarbeit von Sophie Bitter-Smirnov

Exposé zum Band:

Auf den ersten Blick gehört die deutschen Einheit zu den am besten aufgearbeiteten Kapiteln der jüngsten Zeitgeschichte, jedoch blieben viele Aspekte bisher unbeachtet und von einer umfassenden gesamteuropäischen Betrachtung kann keinesfalls gesprochen werden. Die bisherige Forschung fokussierte zum einen auf die innerdeutsche Dimension des Einigungsprozesses und zum anderen auf ihre internationale Durchsetzung, dabei standen aber vor allem die vier Siegermächte des Zweiten Weltkriegs im Mittelpunkt. Von den Nachbarstaaten Deutschlands hat, nicht zuletzt wegen der Frage der Grenzen, Polen besondere Aufmerksamkeit erfahren. Darüber hinaus wurden primär Einzelstudien zu den Haltungen anderer Staaten angestellt. Dieser Band basiert auf zwei internationalen Konferenzen und nimmt die deutsche Einheit erstmals aus einer gesamteuropäischen Perspektive in den Blick. Durch eine systematische Herangehensweise wird ein konsistentes Ergebnis sichergestellt. Die Beiträge des Bandes folgen im Wesentlichen einer einheitlichen Struktur:

Erstens wird eingangs der aktuelle Forschungsstand zum Thema kurz ausgeführt und diskutiert.

Zweitens wird das Verhältnis des jeweiligen Landes zu den beiden deutschen Staaten vor 1989/90 charakterisiert, wo nötig wird das Verhältnis auch breiter historisch kontextualisiert.

Drittens erfolgt eine ausführliche Befassung mit der Haltung zur Frage der deutschen Einheit im Zeitraum vom sogenannten „Mauerfall“ am 9. November 1989 bis zum Vollzug der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990. Besonderes Augenmerk liegt darauf, wie sich Beobachtungen, Beurteilungen und Einflussnahmen im Laufe der Monate wandelten und ob sich konkrete Phasen herausschälen lassen.

Viertens geht es ausdrücklich darum, die Ausführungen nicht nur auf Politik und Diplomatie zu beschränken, sondern auch Fragen der Medienrezeption, der Ökonomie und Gesellschaft miteinzubeziehen. Länderspezifische Schwerpunktsetzungen sind dabei unvermeidbar und willkommen – sie machen deutlich, wie divers die deutsche Einheit in gesamteuropäischer Perspektive wahrgenommen wurde.

Fünftens erfolgt ein Ausblick auf die Perzeption des geeinten Deutschlands und seiner Rolle in Europa. Dies erfolgt einerseits vor dem Hintergrund der Vertiefung der Integration durch den Unionsvertrag von Maastricht (1993) sowie andererseits unter Berücksichtigung der Erweiterung der Europäischen Union um Österreich, Finnland und Schweden im Jahr 1995 Darüber hinaus wird die Rolle Deutschlands im Europa des 21. Jahrhunderts thematisiert.

Die einzelnen Länderstudien erfolgen allesamt vor dem jeweiligen nationalen historischen Hintergrund, liefern neue Erkenntnisse zu den Haltungen in den Jahren 1989/90 und geben zudem einen Ausblick auf die Frage des sich verändernden Deutschlandbildes. Die Aufsätze zum deutschen Einigungsprozess und zu den bereits intensiver beforschten Staaten stellen nicht minder primärquellenbasierte Neubesprechungen des Kenntnisstandes dar. Die Beiträge zu den weiteren europäischen Staaten gliedern sich in regional- und bündnisbedingte Themenblöcke (Neutrale und NATO-Staaten, Skandinavien, Benelux-Staaten, Mittel- und Osteuropa, Südeuropa). In gesamteuropäischer Perspektive steht insbesondere auch die europäische Integration im Fokus. Des Weiteren wird auch erstmals die Rolle transnationaler Parteiennetzwerke im Kontext der Umbrüche in Mittel- und Osteuropa thematisiert. Am Ende des Bandes erfolgt eine Synthese.

Inhaltsverzeichnis (vorläufig):

Europa und die deutsche Einheit

Beobachtungen, Entscheidungen und Folgen im gesamteuropäischen Kontext

Michael Gehler/Maximilian Graf (Hg.)

Unter Mitarbeit von Sophie Bitter-Smirnov

Einleitung

Michael Gehler – Maximilian Graf

Die deutsche Einheit.

Aufgaben und Fragen der Forschung in gesamteuropäischer Perspektive

  1. Der deutsche Einigungsprozess

Hanns Jürgen Küsters

Helmut Kohl, die CDU und die Wiederherstellung der deutschen Einheit

Hermann Wentker

Die Außenpolitik der DDR im Prozess der deutschen Wiedervereinigung

Tim Geiger – Heike Amos

Das Auswärtige Amt und die Wiedervereinigung 1989/1990

  1. Die Vier Mächte

Christian F. Ostermann

Die USA und die deutsche Einheit

 Andreas Hilger

Die getriebene Großmacht – Moskau und die deutsche Einheit 1989/1990

 Hinnerk Meyer

Participation on limited cooperation – Großbritanniens schwierige Rolle im deutschen  Einigungsprozess 1989/90

 Tilo Schabert

“The German Question is a European Question”. France and the Reunification of Germany. A critical assessment

III. Neutrale Staaten: Irland, Schweiz und Österreich

Mervyn O’Driscoll

A Small Country’s Big Responsibility: Ireland, German Reunification and “the Acceleration of History,” 1989-1990

Georg Kreis

Die Deutsche Wiedervereinigung aus schweizerischer Sicht. Was die „Neue Zürcher Zeitung“ dazu schrieb

Maximilian Graf

Österreich und das Ende der DDR

Michael Gehler

Von der Befürwortung zur Verzögerung: Österreichs EG-Beitrittswunsch, die Bundesrepublik, die DDR und die Europäischen Gemeinschaften 1987–1990

Andrea Brait

Vor Torschluss“: Österreichs Kulturbeziehungen zur DDR 1989/90

Sarah Knoll – Philipp Greilinger

Europäische Reaktionen aus Sicht der österreichischen Diplomatie

  1. Neutrale und NATO-Staaten: Skandinavien

Aryo Makko

The Road to Salvation? Sweden, the German Question and the new Europe

Juhana Auneslouma – Marjo Uutela

In Germany’s Footsteps. German Reunification and Finland 1987–1994

Thorsten Borring Olesen – Niels Wium Olesen

Anxious feelings and the limits of Europeanization. Denmark and the German Reunification

Hans Otto Frøland

Norway and German Reunification

  1. Die Benelux-Staaten

Jan van der Harst – Anjo Harryvan

The irritability of a small nation with a great past.” The Netherlands and German Unification 1989–1991

Steven Van Hecke

Belgium and its Old and New Eastern Neighbours. Walking in German Footsteps

 Siebo M. H. Janssen

Von der deutschen Wiedervereinigung bis Lissabon. Luxemburg als kleines Land und „großer“ europapolitischer Akteur?

  1. Die Staaten Ost- und Mitteleuropas

Andreas Schmidt-Schweizer

Die deutsche Einheit als Herausforderung für Ungarn (1989/90)

Miroslav Kunštát

Die deutsche Einheit als erkannte Notwendigkeit: die tschechoslowakische Perspektive

Dominik Pick

Deutsch-Polnische Beziehungen und die deutsche Einheit

Arnold Suppan

Jugoslawien und die deutsche „Wiedervereinigung“

 

VII. Die Staaten Südeuropas

Birgit Aschmann

Mein Freund Felipe“ – Spanien und die deutsche Einheit

David Schriffl

Portugal and German Reunification

Deborah Cuccia

Italien und die deutsche Einigung 1989–1990

Andreas Stergiou

Greece, German Reunification and the 1995 EU-Enlargement

Hüseyin Çiçek

Außen- und innenpolitische Herausforderungen der Türkei am Ende des Kalten Kriegs und im Schatten der deutschen Wiedervereinigung

VIII. Transnationale Parteiennetzwerke

 Michael Gehler – Johannes Schönner

The European Democratic Union and the Revolutionary Events in Central Europe in 1989

Giovanni Bernardini

Too little, too late? The Socialist International, German Reunification and the transition in Eastern Europe

  1. Schlussbetrachtung

Michael Gehler

Die Unvermeidbarkeit eines Entscheidungsprozesses. Europa und die deutsche Einheit: Eine Bilanz

Angaben zum voraussichtlichen Umfang des Bandes (technische Daten):

Der Band wird inklusive Einleitung und Schlussbetrachtung insgesamt 33 Beiträge umfassen. Als Durchschnittslänge pro Beitrag im Standard-Word-Format haben wir (aufgerundet) 30 Seiten (70.000 Zeichen) errechnet, Der Gesamtumfang des Bandes wird daher maximal 1000 Manuskriptseiten (2.300.000 Zeichen) betragen. Es ist davon auszugehen, dass der errechnete Maximalumfang unterschritten wird. Bis auf ein doppelseitiges Schaubild sind bisher keine Abbildungen vorgesehen. ( yenivatan.at)

 

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