Der älteste Teppich der Welt

Die Geschichte des Teppichs reicht zurück bis 500 Jahre v. Chr. Aus dieser Zeit stammt nämlich der älteste uns bekannte Teppich der Welt, der Pazyryk Teppich.

Zu den ältesten Fundstücken gehören die Teppiche aus Ostturkestan, die man in das dritte oder fünfte Jahrhundert datiert, und einige Webstücke der Seldschuken aus Anatolien, die in der Türkei ausgestellt sind. Im Zuge einer Ausgrabung im Jahre 1949 wurde in Sibirien der einzigartige Pazyryk-Teppich im Grab eines skythischen Prinzen entdeckt. Wissenschaftliche Versuche zeigten, dass der Teppich im fünften Jahrhundert v. Chr. von den Türken gewoben worden sein muss. Der 1,83 mal 2 Meter große Teppich hat 36 Knoten pro cm. Aufgrund der fortschrittlichen Webetechnik scheint der Beginn des Teppichwebens noch länger zurückzuliegen.

Er wurde 1949 von Archäologen in einer Grabkammer eines Königs in Sibirien gefunden und war aufgrund von  Kälte und Eis noch in einem guten Zustand. Der 183×200 cm große Teppich ist nicht nur auffallend dicht geknotet, sondern hat auch sehr interessante Motive. Der Pazyryk zeigt zum größten Teil Elemente aus der Mathematik, wie geometrische Muster und Zahlen, aber auch Pflanzen, Tiere und Krieger, die auf Pferden in den Kampf reiten. Falls Ihnen ein Bild nicht ausreicht und Sie dieses Meisterwerk der Teppichknüpfung mit eigenen Augen sehen wollen, ist das im „The State Hermitage Museum“ in St. Petersburg in Russland möglich. Laut Experten ist die Teppichknüpfkunst auf die nomadischen Türkvölker in Asien zurückzuführen. Diese nutzten den Teppich anfangs zum Isolieren ihrer Hütten, da er die Wärme dämmte und so Schutz vor kalten Nächten bot.

Später wurde der Teppich aber auch als Boden und als Tür (Hutschlu) genutzt und es wurden sogar Taschen und Möbel daraus gefertigt. Der Teppich war in der alten türkischen nomadischen Welt nicht wegzudenken. Jeder Stamm hatte seine eigene Vorstellung eines Teppichs und so entstanden die unterschiedlichsten Muster, Farben und Größen. Diese waren so unterschiedlich und eigen, dass die Teppiche nach ihren Produktionsorten oder den Stämmen, von denen sie gefertigt wurden, benannt sind. Das Material wurde meist von den eigenen Herden gewonnen. Schafswolle war das gängigste Material für einen Teppich. Zu dieser Zeit waren die Vorzüge, beziehungsweise auch der Teppich selbst, in Europa unbekannt. Erst später zu Zeiten der Kreuzzüge wurden die ersten Teppiche als Souvenirs nach Europa von Kreuzrittern mitgebracht. Von da an galt der Teppich als Zeichen von Kultur und Reichtum und fand seinen Platz an Wänden von Burgen. Und heute behaupten Europäer, dass sie die Kultur bzw. Hochkultur erfunden haben.

Die kostbaren Materialien, die aufwendige Fertigung und der gefährliche und lange Handelsweg von Teppichen machten Teppiche für ärmere Schichten wie Unterschicht und Bürgertum unerschwinglich. So waren Teppiche nur Adel, Rittern und reichen Kaufleuten vergönnt. Man kann sich vorstellen, obwohl es nur noch wenige Stücke aus dieser Zeit gibt, wie die Teppiche zur Zeit des 15. – 16. Jahrhunderts ausgesehen haben müssen. Einerseits wurden Details von Teppichen in der Blüte der Renaissance von Malern wie Lorenzo Lotto oder Hans Holbein in atemberaubenden Gemälden festgehalten, andererseits lässt sich die Architektur des Orients auf Teppichmuster zurückführen. Im 17. -19. Jahrhundert wurden endlich auch in Europa Teppichproduktionsstätten errichtet. Der europäische Teppich bekam nun, auch wenn er anfangs stark am türkischen bzw. Perserteppich und am indischen Teppich orientiert war, seinen eigenen Stil. Die Teppichfertigung wurde nach und nach industrialisiert und durch Erfindungen wie dem mechanischen Webstuhl im 19. Jahrhundert war der Teppich, da er nun billiger produziert werden konnte, auch erstmals weniger wohlhabenden Schichten zugänglich.

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