Neue Heimat Zeitung: „Die Austrotürken wollen sicher keine Volksgruppe sein“

Die Austrotürken in Österreich wollen Gleichbehandlung und Chancengleichheit und keine institutionelle Diskriminierung, keinen Fundamentalismus und Dämonisierung aber sicher nicht als Volksgruppe anerkannt werden.

von Birol Kilic 

Die in den letzten Tagen durch diverse Medien kolportierte Forderung nach einer Anerkennung der Menschen aus der Türkei als Volksgruppe in Österreich, kommt für die Mehrheit der AustrotürkInnen in Österreich nicht in Frage. Das bestätigt eine Umfrage der Neuen Heimat Zeitung (Yeni Vatan Gazetesi) bei den unabhängigen NGOs und einflussreichen Persönlichkeiten aus der türkischen Community in Österreich.

Eventuell wird eine Pressekonferenz bezüglich dem Thema Volksgruppen bzw. Oktober 2020 Wien Wahlen und Erwartungen von der österreichischen Politik unter dem Titel: „Es reicht. Wir sind kein Selbstbedienungsladen und möchten weder von einer Partei vertreten noch von Parteien und PolitikerInnen dämonisiert werden und wollen sicher auch keinen Fundamentalismus unter der Deckmantel wir vertreten sie.“ abgehalten.

Die Notizen der Neuen Heimat Zeitung von der Austrotürkischen Community sind wie folgt:

In Österreich leben ca. 450.000 Menschen aus der Türkei (bereits österreichische Staatsbürger miteinberechnet). Die Menschen aus der Türkei, die seit ca. 60 Jahren in Österreich leben, sind nicht nur in der 3. Generation, sondern auch bereits durch eine 4. Generation in Österreich verwurzelt.

Die Mehrheit der Menschen in Österreich mit türkischen Wurzeln sind in allen Lebensbereichen voll integriert. Sie sind ÄrztInnen, AnwältInnen und RechtsanwältInnen, RichterInnen, ProfessorInnen, Landesabgeordnete, Abgeordnete im Parlament, BezirkspolitikerInnen, etc….Sie bestehen aus Menschen, religiös betrachtet aus Atheisten, Agnostikern, im steigenden Ausmaß Deisten, Schamanen, sogar Christen, Muslime, oder sich zum Alevitentum  Bekennende Muslime bzw. viele, welche sich dem sunnitischen Islam nahe fühlen.

Es gibt auch über 20.000 aus der Türkei stammende UnternehmerInnen und tausende StudentInnen und sie sind alle dankbar, dass sie in einem noch halbwegs gut funktionierenden, freiheitlich demokratischen und rechtsstaatlichen Land, nämlich der Republik Österreich, leben zu können.

Sie verlangen von PolitikerInnen, von BeamtInnen, Behörden und von der Magistratsdirektorin nur eines: Chancengleichheit, Gleichbehandlung und keine institutionelle Diskriminierung.

Vorsicht! Export aus Österreich nach Deutschland

Dieselbe Volksgruppe – Diskussionen will man auch nach Deutschland exportieren weil dort auch ca. 4 Millionen Menschen aus der Türkei in der 4. Generationen leben. Das wollen wir nicht.

Die aus der Türkei stammenden Menschen sind keine autochthonen (einheimische, alteingesessene) Volksgruppen in Österreich und deshalb sollte man die, aus dem 1. und 2. Weltkrieg auf einer traurigen Geschichte aufbauenden, Gesetze der Republik Österreich nicht strapazieren. Wir vertreten die Meinung, dass nur jene Volksgruppen anzuerkennen sind, die (beim in Kraft treten der Verfassung) im Jahr 1920 im Land waren. (Verfassung 8.1-3).

Worum geht es bei dieser künstlichen Diskussion?

Natürlich gibt es leider institutionellen Rassismus, die Nicht-Gleichbehandlung bei der Arbeits- und Wohnungssuche bzw. von den Behörden in den Schulen von Migranten. Wir erleben dies tagtäglich aus Schilderungen und Erlebnissen von Erzählungen, welche an uns herangetragen werden.

Aber trotzdem! Eines brauchen die in Österreich lebenden Menschen aus der Türkei überhaupt nicht: Unter dem Vorwand „Vertretung der Austrotürken“ instrumentalisiert zu werden, welches im Namen der in Österreich lebenden Türken von reaktionären Muslimen, die gegen die säkulare Republik Türkei und ihre laizistische Verfassung in der Türkei gekämpft haben bzw. aus dieser Gedankenwelt und Ideologie in Österreich inspiriert sind, angeblich und vermeintlich vertreten zu werden.

Das offizielle Österreich muss erkennen, dass die reaktionären Kräfte aus den Herkunftsländern in neuen Kleidern erscheinen und mit jungen Personen in Erscheinung treten, welche alten Wein in neuen Schläuche für ihre reaktionäre Agenda vermarkten.

Fazit: Die AustrotürkenInne wollen als MigrantInnen in der Republik Österreich, unter der Fahne rot-weiß-rot und in der Tradition und im Geist der Aufklärung aktiv und eigenverantwortlich am Gemeinwesen in Österreich teilnehmen und dieses auch Mitgestalten.

Sie wollen Bürger eine rechtsstaatlichen, freiheitlich demokratischen säkularen Republik Republik werden und wir als wehrhafte Demokraten die mit schwersten Bedingungen, Schweiß und Tränen gewonnene soziale, säkulare und demokratische Ordnung schützen. Es gibt genug AustrotürkInnen die so denken.

Die Citoyens als wehrhafte Demokraten sind sehr wertvoll für dieses Land, wenn man sie anerkennt. Sie kommen aus einem Land namens Türkei, wo zum ersten Mal in der Welt, unter den mehrheitlich muslimisch lebende Staaten, eine laizistische, demokratische Republik gegründet wurde.

Sie möchten ein Teil des Land der Berge, Land der Ströme, Land der Äcker und der Döme, Land der großen Töchter und Söhne, des vielgerühmten, vielgeprüften, vielgeliebten, freiheitlich demokratischen Rechtsstaat Österreichs sein.

Unterstützen wir sie bitte…

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