Anklage im Fall Wienwert wahrscheinlich: Mahrer und Nevrivy werden beschuldigt
WIEN. Laut WKStA ist das Verfahren noch nicht abgeschlossen, es wird gegen 20 Personen ermittelt. Darunter sollen auch SPÖ-Politiker Ernst Nevrivy und ÖVP-Wien-Chef Karl Mahrer sein. In der Causa Wienwert dürfte eine Anklage bevorstehen. Das Onlinemedium Zackzack berichtete am Donnerstag, dass Justizministerium und Oberstaatsanwaltschaft den Vorhabensbericht der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) genehmigt hätten. Die WKStA erklärte auf APA-Anfrage, dass das Verfahren noch nicht abgeschlossen sei und zuerst die Beschuldigten informiert werden müssten. Die WKStA ermittelte zuletzt gegen rund 20 Personen.
Als Beschuldigte geführt wurden neben dem ehemaligen Wienwert-Chef Stefan Gruze auch der Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer und der SPÖ-Politiker Ernst Nevrivy. Die WKStA ermittelt seit 2017, unter anderem wegen Untreue und schweren Betrugs. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Laut die Presse verteidigt der Landesgeschäftsführer Peter Sverak seinen Chef. Dass die Causa jetzt, mitten im Wien-Wahlkampf, erneut hochgespielt werde, werfe Fragen nach dem Timing auf. Und weiter: „Wir setzen darauf, dass die Vorwürfe in einem objektiven Verfahren geklärt werden. Die bisherigen Erkenntnisse lassen jedenfalls keinen Vorwurf gegen Karl Mahrer erkennen.“
Nach Anklage: Wiens ÖVP-Chef Karl Mahrer schließt Rücktritt aus Der Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer hat „überhaupt nicht“ an Rücktritt gedacht. „Ich habe zu 100 Prozent ein reines Gewissen und eine starke Teflonschicht.“ Der Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer meldet sich im Gespräch mit der „Presse“ am Freitag erstmals zu der Anklage gegen ihn wegen des Verdachts der Untreue zu Wort. Ihm und seiner Ehefrau Christine Marek, die seit 30 Jahren eine P.R.-Agentur betreibt, wirft die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) vor, zwischen Juli 2017 und Jänner 2018 insgesamt 70.000 Euro vom 2018 Pleite gegangenen Immobilienentwickler Wienwert erhalten zu haben, ohne dafür eine Gegenleistung erbracht zu haben, die diesem Wert entspricht. Das heißt, Karl Mahrer soll laut WKStA dazu beigetragen haben, das Unternehmen vorsätzlich zu schädigen. Was er vehement bestreitet.
acht, wie er im Gespräch mit der „Presse“ sagt. Die Partei stehe voll hinter ihm.
Die Immobilienentwicklungsgesellschaft Wienwert war 2018 insolvent geworden. Geschädigt wurden vor allem Anlegerinnen und Anleger, die Anleihen des Unternehmens gezeichnet hatten. (APA, 13.2.2025)
Das geplante Immobilienprojekt der Wiener Linien sei zu diesem Zeitpunkt im Markt schon längst bekannt gewesen, ließ Gruze am Dienstag durch seinen Anwalt Norbert Wess bekannt geben. Nevrivy habe auch zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Sponsorings etc. von ihm gefordert. Gruze ließ zudem bekannt geben, dass es sich ausschließlich um ein privates Investment gehandelt habe und die Wienwert-Gruppe mit diesem nicht in Verbindung gestanden sei.
Gruze sei auch gemäß seinem vom Aufsichtsrat genehmigten Vorstandsanstellungsvertrag zu solchen privaten Investments berechtigt gewesen. Gruze bestätigte, dass das Grundstück um 1,3 Millionen Euro angekauft und in weiterer Folge rund ein Jahr später um 2,15 Millionen zzgl. Umsatzsteuer wieder verkauft wurde: „Es handelt sich hierbei um ein völlig marktübliches Geschäft, das in keiner Weise mit Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy in Verbindung steht“, so Gruze.
Konkret soll die Agentur von Christine Mahrer Geld von Wienwert erhalten haben – laut Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ohne dafür erbrachte Leistung. Ein Gutachter sah etwa „politische Landschaftspflege“, u.a. da auch mit Karl Mahrer direkt verhandelt wurde und nicht nur mit seiner Ehefrau. Mahrer bestritt die Vorwürfe gegen ihn stets. Es gilt die Unschuldsvermutung. Angeklagt werden sollen laut dem Bericht sowohl Mahrer selbst als auch seine Ehefrau Christine Mahrer.
Die Wiener ÖVP betonte in einer Aussendung, dass die Anklage noch nicht an Mahrer zugestellt wurde. Der Wiener Landesgeschäftsführer Peter Sverak betonte: „Wir setzen darauf, dass die Vorwürfe in einem objektiven Verfahren geklärt werden. Die bisherigen Erkenntnisse lassen jedenfalls keinen Vorwurf gegen Karl Mahrer erkennen.“ Die WKStA erklärte, dass der Vorhabensbericht aktuell umgesetzt und die Verfahrensparteien verständigt werden. Anschließend können erst die Medien informiert werden.
Wienwert-Ermittlungen seit 2017
Nevrivy wird von Ex-Wienwert-Chef Gruze verteidigt. In der Causa rund um Ermittlungen gegen den Donaustädter Bezirkschef Ernst Nevrivy (SPÖ) hat sich der Chef der 2018 pleitegegangenen Immobiliengesellschaft Wienwert bzw. WW Holding, Stefan Gruze, zu Wort gemeldet. Nevrivy habe keine Amtsgeheimnisse weitergegeben.
Die Immobilienentwicklungsgesellschaft Wienwert wurde 2018 insolvent. Zurück blieben vor allem Anlegerinnen und Anleger, die leer ausgingen. Ermittelt wird von der WKStA seit 2017. Sie führte rund zwei Dutzend Beschuldigte, darunter Mahrer, aber auch den Donaustädter Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ). Im Oktober 2024 wurde dazu ein Vorhabensbericht an die Oberstaatsanwaltschaft weitergeleitet, im Februar 2025 erhielt die WKStA dann die Antwort der Oberbehörden.
Grundstücksgeschäft im Jahr 2017
Laut ORF steht im im Raum der Vorwurf, dass Nevrivy interne Informationen über das Grundstück in einem Mail mit der Anlage „intern-pdf“ an Gruze weitergegeben haben soll. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft führt deswegen gegen Nevrivy ein Ermittlungsverfahren. Es geht um den Verdacht der Verletzung des Amtsgeheimnisses, der Bestechlichkeit, des Beitrags zur Untreue und der Vorteilsannahme zur Beeinflussung.
Im Mittelpunkt des Ermittlungsverfahrens steht ein Grundstücksgeschäft aus dem Jahr 2017. Der Wiener FPÖ wurden Dokumente zugespielt. Demnach wurde die betreffende Fläche im Oktober 2017 um 1,3 Mio. Euro von der Projektgesellschaft angekauft. Knapp ein Jahr später mussten die Verkehrsbetriebe netto 2,15 Mio. Euro dafür berappen – brutto sollen es sogar fast 2,7 Mio. Euro gewesen sein. Laut FPÖ zeigen die Ermittlungsergebnisse weiters, dass Nevrivy nicht nur VIP-Karten für Fußballspiele erhalten, sondern auch aktiv 30.000 Euro an Sponsoring für die Wiener Wahnsinn Kultband OG eingefordert hat.
FPÖ fordert Rücktritt Nevrivys
Die FPÖ verfügt laut eigenen Angaben nun auch über ein Mail, in dem Gruze – dem Vernehmen nach im Schriftverkehr mit einer Bank – erklärt haben soll, den entsprechenden Aktenvermerk vom Bezirksvorsteher erhalten zu haben. Diese Information sei „streng vertraulich“ zu behandeln, soll es in der Nachricht heißen.
FPÖ-Chef Dominik Nepp am Dienstag: „Wir haben es schwarz auf weiß, dass Nevrivy als SPÖ-Bezirksvorsteher ein streng vertrauliches Dokument an den damaligen Wienwert-Geschäftsführer weitergegeben hat und dieser aufgrund der Nevrivy-Insiderinfos einen Megadeal landen konnte. Damit hat Bürgermeister und SPÖ-Vorsitzender Michael Ludwig Handlungsbedarf und muss Nevrivy zum sofortigen Rücktritt bewegen. Wie lange will Ludwig da noch zuschauen?“
Nevrivys Anwalt weist Vorwürfe zurück
Nevrivys Rechtsvertreter Volkert Sackmann hat die Anschuldigungen bereits ausdrücklich zurückgewiesen. Ähnlich wie jetzt Gruze betonte er, dass das geplante Projekt der Wiener Linien schon in den Jahren davor ein offenes Geheimnis gewesen sei. „mein Mandant konnte daher bereits rein faktisch kein Amtsgeheimnis verraten“, teilte er am Wochende mit. ( APA, ORF)



