Das erste Kopftuch in der Geschichte: Sumerer

Der Turban: Sumerer, Assyrer, Altes Testament, Neues Testament und die Entstehung des Turbans.

„Der Turban taucht zum ersten Mal bei den Sumerern auf“, meint die Sumerologin Muazzez Ilmiye Cig. „In der polytheistischen Religion der Sumerer war es eine heilige Ehre für willige Frauen, zu den Göttern in ihren Tempeln zu beten und ihnen zu danken, indem sie als Braut der Götter zu einer ‚öffentlichen Frau‘ wurden. Damit man sie von anderen Beterinnen unterscheiden konnte, mussten sie ihren Kopf bedecken.“ Weiters fügt sie hinzu: „Viel später – erst ca. 1600 v. Chr. – führte ein assyrischer König die Kopfbedeckung auch für verheiratete und verwitwete Frauen ein.

So bekamen diese Frauen den gleichen Status wie die ‚öffentlichen Frauen‘, die legal Geschlechtsverkehr haben durften. Später übernahmen diese Tradition die Juden, und danach die Muslime von den Juden.“ Laut Cig, die viele Werke über das Thema geschrieben hat, sei der Turban „geboren“ von Sumerern, später vom Judentum, Christentum danach von arabischer Kultur und damit von Islam übernommen. „Eigentlich ist der Turban nichts anderes als eine sumerische Tradition, die später eine enorme göttliche Bedeutung übernommen hat“, so Cig.   

Folgende Sätze sind Abschnitte aus einem Interview mit Cig:

EINSPRUCH: „Also, Frau Cig, bitte klären Sie uns mal über das viel bestrittene Thema auf: Wer bei den Sumerern hat sich wieso bedeckt?“

Cig: Jeder Gott hatte ein eigenes Haus, sozusagen einen Tempel bei den Sumerern. In diesen Tempeln beteten die Menschen ihre Götter an. Es war allerdings nicht vorgeschrieben, was sie für die Götter tun sollten. Jede/r verstand für sich selbst, auf welcher Art er/sie beten sollte und praktizierte sein/ihr eigenes Gebet.

EINSPRUCH: „Waren also diese Tempeln quasi `Häuser eigenen Gewissens`?“

Cig: Genau, diese Tempeln waren die Orte, wo die Menschen mit ihren Gewissen alleine bleiben konnten. Sie waren in ihren Gebeten freier als in den heutigen Moscheen, Kirchen oder Synagogen. Sie sangen oder tanzten, um die Götter zufriedenzustellen. Unter den BeterInnen waren auch sozusagen Ordensfrauen. Manche von ihnen wurden eben zu diesen `öffentlichen Frauen`.

EINSPRUCH: „Was bedeutet das Wort `öffentliche Frau` genau?“

Cig: Das sind die Frauen, die die Aufgabe haben, Geschlechtsverkehr zu praktizieren, aber sie sind keine Prostituierten, denn sie verlangen kein Geld. In den Tempeln gibt es sogenannte Liebesräume, wo die öffentlichen Frauen den Jugendlichen Sexpraktika beibringen. Im Gilgamesch-Epos gibt es eindeutige Hinweise darauf. Um dem Mann, der im Wald unter Tieren aufgewachsen ist, Menschlichkeit beizubringen, wird eine Ordensfrau aus einem Tempel bestellt und sie bringt ihm bei, wie man spricht, isst und Geschlechtsverkehr hat. Diese öffentlichen Frauen werden bei den Sumerern als weise Lehrerinnen betrachtet. Während sie dieser heiligen Aufgabe nachgehen, opfern sie sich vollständig im Namen der Götter auf. Eigentlich ist die Jungfräulichkeit bei den Sumerern schon ein Thema. Die Tatsache, dass die öffentlichen Frauen trotzdem Geschlechtsverkehr haben dürfen, zeigt, wie heilig diese Aufgabe wirklich ist.

EINSPRUCH: „Woher weiß man, dass die Jungfräulichkeit ein Thema ist?“

Cig: Laut alter Tafeln darf eine Frau, die vor der Heirat als Jungfrau gegolten hat, bei der Scheidung Schadenersatz bekommen.

EINSPRUCH: „Warum tragen die `öffentlichen Frauen` ein Kopftuch?“

Cig: Damit man sie von anderen Ordensfrauen in den Tempeln unterscheiden kann. Zum Beispiel tragen die Prostituierten auch kein Kopftuch. Das ist das spezielle Symbol der öffentlichen Frauen in den Tempeln und somit das erste Kopftuch in der Geschichte.

EINSPRUCH: „Wie geht`s dann weiter?“

Cig: Viel später führen die Assyrer im 16. Jahrhundert vor Christus plötzlich die Kopfbedeckung für verheiratete und verwitwete Frauen ein. Der Sinn dahinter ist, dass man zeigen möchte, dass auch diese Frauen legalen Geschlechtsverkehr haben.

EINSPRUCH: „Heißt das, dass eine Frau mit Kopftuch sich als Nichtjungfrau geoutet hat?“

Cig: Ja, ganz genau! Aber viele Gläubige missverstehen diese Tatsache. Sie denken, ich würde behaupten, dass die Prostituierten das erste Kopftuch in der Geschichte getragen hätten.  Aber weder die öffentlichen Frauen bei den Sumerern noch die verheirateten und verwitweten Frauen bei den Assyrern waren Prostituierte.

EINSPRUCH: „Also war das Kopftuch eigentlich schon vor tausenden Jahren vor Islam bzw. Judentum und Christentim einfach eine Lösung dafür, wie eine Frau ihren Status symbolisieren konnte?“

Cig: Das ist auf den Punkt genau, was ich sagen möchte. Sogar nicht ich, sondern die Geschichte sagt das. Weder ergänze ich die Tatsachen, noch interpretiere ich sie. Ich erzähle nur die wissenschaftlichen Fakten.

Die Sumerer

Das Land Sumer lag südlich von Akkad in Mesopotamien. Die Sumerer beeinflussten im Laufe des 4. Jahrtausends v. Chr. den Übergang zur mesopotamischen Hochkultur entscheidend. Ihr Land nannten sie „ken-gir“, ihre Sprache „eme-gi(r)“; der Begriff „Šumeru“ ist die akkadische Bezeichnung für das Land und Volk der Sumerer. Diese Bezeichnung wird seit dem 19. Jahrhundert nach der Wiederentdeckung der sumerischen Schrift und Sprache auch für ihre Kultur verwendet. Die Geschichte Sumers beginnt mit der so genannten Uruk-Zeit, ab etwa 4000 bis 3000 v.Chr. Die Sumerer siedeln am Euphrat. Aus Dörfern entstehen Städte. Uruk war damals die bedeutendste unter ihnen mit dem weit ausstrahlenden Inanna-Tempel. Um 3100 v. Chr. wächst die Bevölkerung. Der Bewässerungsbau wird intensiviert, die Zentren der Städte werden zu heiligen Bezirken. Die Periode endet um 2900 v. Chr Die sumerische Religion ist eine der ältesten der bekannten Religionen und gilt als wesentliches Vorbild für spätere Religionen in Mesopotamien und den angrenzenden Gebieten. Neben den Haupt- und Urgöttern verehrten die Sumerer jeweils ihre Stadtgötter, die miteinander konkurrierten und in ihrer Hegemonie einander ablösten. Zusammen bildeten sie bereits ein gemeinsames Pantheon. Besondere Bedeutung haben die ältesten Tontafelfunde mit Fragmenten des Gilgamesch-Epos, die bereits in sumerische Zeit zurück weisen. Die sumerische Sprache ist die Sprache des altorientalischen Kulturvolkes der Sumerer. Sie ist mit keiner bekannten Sprache verwandt, deswegen bezeichnet man sie als isoliert. Das Sumerische wurde in Südmesopotamien bis etwa 1700 v. Chr. gesprochen.

Das Reich Sumer und Akkad und sein Umfeld

Daneben wurde es, nachdem es als Alltagssprache ausgestorben war, in ganz Mesopotamien bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. als Religions-, Literatur- und Wissenschaftssprache verwendet. Das Sumerische ist eine der ersten Sprachen – wenn nicht die erste –, für die eine Schrift entwickelt wurde (um 3200 v. Chr.), somit umfasst die Periode der schriftlichen Überlieferung einen Zeitraum von rund 3000 Jahren. Streitpunkt über die zusammenhänge zwischen Türkisch und Sumerisch Seitdem die sumerische Sprache für die Welt der Linguisten bekannt wurde, hat es Argumente und Gegenargumente gegeben, darüber dass die sumerischen und türkischen Sprachen in Verbindung stehen. Während einige Gruppen vehement die linguistische Affinität zwischen den zwei Sprachen verweigern, lassen andere vorsichtig aber dennoch positiv die Affinität dieser zwei Sprachen zu.

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