„Fest der Freude“

 Tausende Besucher:innen feierten trotz eisiger Kälte dieBefreiung v om Nationalsozialismus. Tausende Teilnehmer:innen folgten am 8. Mai 2025 der Einladung des Mauthausen Komitees Österreich (MKÖ) zum Fest der Freude am Wiener Heldenplatz. Im Gedenkjahr "80 Jahre Befreiung" stand der Abend unter dem Motto: "Für ein Niemals wieder und Frieden in Europa".

Wien. Fest der Freude mit mahnenden Worten. Nach dem Festakt im Bundeskanzleramt zu Mittag ist Donnerstagabend beim 13. Fest der Freude der Befreiung Österreichs vom Nationalsozialismus gedacht worden. Thema der vom Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) organisierten Gedenkveranstaltung war heuer „Für ein Niemals-wieder und Frieden in Europa“. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der diesmal nicht persönlich teilnehmen konnte, warnte per Videobotschaft vor den Gefahren für liberale Demokratien und Pluralismus.

80 Jahre nach dem Ende des NS-Terrorregimes setzten tausende Menschen beim Fest der Freude ein starkes Zeichen gegen das Vergessen und für eine friedliche, demokratische Zukunft. Gemeinsam mit Überlebenden und Ehrengästen feierten Tausende Besucher:innen am Heldenplatz den 8. Mai – den Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Unter dem diesjährigen Schwerpunktthema „80 Jahre Befreiung vom Nationalsozialismus – Für ein Niemals wieder und Frieden in Europa“ veranstaltete das MKÖ bereits zum 13. Mal das Fest der Freude am Wiener Heldenplatz.

Mit dem Beginn der Zweiten Republik habe sich Österreich wieder an „westlichen Werten“ orientiert, so Van der Bellen. Rechtsstaatlichkeit und liberale Demokratie seien zu den Grundfesten der Gesellschaft und Toleranz und Pluralismus eingeübt worden, Österreich machte sich auch auf den Weg, der vor 30 Jahren in dem Beitritt zur EU mündete.

„All dies, was die letzten 80 Jahre geprägt und Europa zu einer der sichersten und wohlhabendsten Regionen der Welt werden ließ, all das ist heute in Gefahr“, warnte das Staatsoberhaupt mit Blick auf die globale und europäische Bedrohungslage. Es wäre jedoch falsch, angesichts dieser Herausforderungen das Augenmaß zu verlieren. „Denn damit hätten wir einen der Grundsätze unserer offenen Gesellschaft schon über Bord geworfen“, so Van der Bellen.

Appell gegen Hass und autoritäre Ideologien. Lendvai: „Für Werte einstehen“

Er sei „vielmehr überzeugt, dass wir gemeinsam und entschlossen – und möglicherweise deutlicher als bisher – für die Werte einstehen müssen, die unser Land nach 1945 geprägt haben: Respekt, ein friedliches Miteinander und selbstverständlich auch die Kultur des Erinnerns, wie sie den heutigen Abend am Wiener Heldenplatz prägt.“

Als Zeitzeuge sprach in diesem Jahr der 95-jährige Publizist Paul Lendvai. Er war Ende 1944 als 15-Jähriger nach der Machtergreifung der ungarischen Nazis mit Zehntausenden anderen Juden im berüchtigten Todesmarsch Richtung Österreich getrieben worden, konnte durch Glück allerdings fliehen. Nach der Niederschlagung des Ungarnaufstands 1957 durch die sowjetische Armee kam er als politischer Flüchtling nach Wien.

Höhepunkt der Veranstaltung war die Rede des Zeitzeugen Paul Lendvai, begleitet von der österreichischen Erstaufführung des Werks „Requiem A“ von Sven Helbig durch die Wiener Symphoniker, den Dresdner Kreuzchor und die Neuen Wiener Stimmen. ORF III übertrug den Festakt live, zusätzlich wurde die Veranstaltung international und mehrsprachig via Stream zugänglich gemacht. Auch die drei KZ-Überlebenden Hana Berger-Moran, Mark Olsky und Eva Clarke, die im April 1945 unter unvorstellbaren Umständen geboren wurden und am 5. Mai 1945 in  Mauthausen befreit wurden, waren beim Fest der Freude anwesend.

Traditionell eröffneten der Bundespräsident Dr. Alexander Van der Bellen und Willi Mernyi, MKÖ-Vorsitzender, das Freudenfest. Mernyi betonte in seiner Ansprache die Bedeutung des Fest der Freude: „In einer Zeit, in der Antisemitismus, Rassismus und Hetze erneut an Boden gewinnen, muss unsere Botschaft lauter denn je sein: Für ein Niemals wieder – und für den Frieden in Europa.“ Zudem ergänzt er: „Dass die drei ‚Babies von Mauthausen‘ heute persönlich anwesend sind, macht dieses Fest der Freude zu einem besonderen Ereignis.“

Musikalisch wurde die Veranstaltung mit einem Konzert von den Wiener Symphonikern bereichert. Die österreichische Erstaufführung des Werkes „Requiem A“ von Sven Helbig bildete den künstlerischen Höhepunkt des Abends. Die Wiener Symphoniker, unter der Leitung von Martin Lehmann, gestalteten gemeinsam mit René Pape (Bass), Sven Helbig (Elektronik), dem Dresdner Kreuzchor und den Neuen Wiener Stimmen eine eindrucksvolle Klangwelt aus klassischer Chormusik und moderner Elektronik.

Zeitzeuge Paul Lendvai mahnt gegen das Vergessen
Paul Lendvai beeindruckte mit einer sehr persönlichen Rede. Der 95-jährige Journalist erinnerte eindringlich an die Zerbrechlichkeit von Freiheit und die Notwendigkeit, sich aktiv für Demokratie und Aufklärung einzusetzen. Seine Lebensgeschichte – Flucht aus Ungarn, Exil in Österreich, jahrzehntelanger Einsatz für die Pressefreiheit – verdeutlichte, wie eng persönliche Biografien mit der Geschichte Europas verwoben sind.

Das Fest der Freude ist auf www.festderfreude.at und dem YouTube Kanal des Mauthausen Komitee Österreichs abrufbar. Die Sondersendung, der Festakt und das Konzert sind über den ORF nach der TV-Ausstrahlung als Video-on-Demand unter https://on.orf.at/ verfügbar.

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