Light in Babylon – Multikulti-Trio aus Istanbul
Die französisch, israelisch und türkische Musikformation „Light in Babylon” war einst ein Straßenmusik-Trio auf der Istiklal Straße in Istanbul und tritt mittlerweile auch schon auf großen und bekannten Bühnen weltweit auf. Sie haben vor ihrem Konzert in Stuttgart ein Interview an Yeni Vatan Gazetesi (Neue Heimat Zeitung) gegeben.
Von Ákos István Posta
Wie habt ihr die Gruppe „Light in Babylon” gegründet und warum habt ihr diesen Namen gewählt?
Light In Babylon: Der Name hat zweifache Bedeutung für uns. Auf der einen Seite waren wir vor 15 Jahren, als wir in Istanbul auf der Istiklal Straße begonnen haben, mit unserer gefühlvollen Musik wie ein Licht in der großer Menschenmasse. Dies wird vom Begriff Babylon symbolisiert: ein hektisches Alltagsleben, viele Menschen aber niemand interessiert sich für die anderen. Und dann, plötzlich, erklingt die Musik. Sie motiviert zum Nachdenken, zum Fühlen. Deshalb „Lights of Babylon”! Andererseits ist Babylon natürlich als biblischer Ort wichtig, als jener Platz, wo die Leute nicht mehr dieselbe Sprache gesprochen haben. Dadurch vermitteln wir mit unserer Musik zwischen den Kulturen.
In Istanbul verschmelzen viele Kulturen miteinander. Wie könnt ihr die dortige Kulturszene, vor allem eure eigene Folk-Szene, beschreiben?
Light in Babylon: Wir denken, dass die Musik, die wir spielen, nur in einer Stadt wie Istanbul entstehen kann. Ohne Istanbul würde es nicht gehen und Istanbul ist sehr in uns integriert. Denn Istanbul ist die Brücke zwischen den Welten. Wir erleben diese Multikulturalität und bauen sie auch in unserer Musik ein. Wir beinhalten Einflüsse von Anatolischer-, Kurdischer-, Jüdischer-, und Roma-Musik. Diese Einflüsse kann man einfach nicht ignorieren, denn es ist das Leben dort. Es öffnet eure Denkweise, aber auch euer Herz!
Ihr wart bereits in Ungarn, wo ihr mit der bekannter ungarischer Sängerin Palya Bea zusammen gespielt habt. Wie war’s?
Light in Babylon: Es war wunderbar! Sie ist eine hervorragende Künstlerin und die türkische und ungarische Musik ist sehr tief miteinander verwurzelt. Aber wir haben uns auch abseits der Musik sofort verstanden, denn ich denke, wir gehören zu einer neuen Welle von jüngeren Musikern, die Träumer:innen sind und eine offenere Gesellschaft haben wollen.
Ihr spielt auch oft in Österreich. Wie sind eure Erfahrungen dort? Besteht das Publikum großteils aus der dort lebenden türkischen Minderheit oder ist das Publikum nicht so sehr auf die türkische Diaspora beschränkt?
Light in Babylon: Da, wir aus Istanbul kommen und die dortige Musik mit uns bringen, erregen wir immer das Interesse der türkischen Diaspora. Wir spielen sehr oft in Deutschland und Österreich. Weltweit kommen immer die Türkinnen und Türken auf unseren Konzerten, denn bei uns können sie durch unseren Lieder die Geschichten von Istanbul, ihrer Heimat, hören. Sie verstehen unsere Musik am Besten, denn sie sehen das Wunder der Istiklal Straße vor ihren Augen, wenn unsere Musik erklingt. Es ist immer eine große Ehre vor einem türkischen Publikum weltweit zu spielen.
Wo hattet ihr das beste und das schlechteste Publikum?
Light in Babylon: Wir werden immer gefragt, ob das Publikum irgendwo, auf einem anderen Kontinent, anders sei als hier, wo wir sind. Wir sprechen aber auf unseren Konzerten mit den Menschen über sehr allgemeinen Dinge, und das nicht nur mithilfe sprachlicher Kommunikation. Wir vermitteln Gefühlen. Und jene Leute, die offen genug sind um zu fühlen, verstehen unsere Musik. Solche Leute finden wir überall auf der Welt. Deshalb gibt es kein bestes und schlechtestes Publikum. Sie weinen, tanzen, sind traurig oder froh. Egal ob in Japan oder in den USA. Denn die Gefühlen sind die einfachste Mitteln um zu kommunizieren. Wir selbst kommen aus unterschiedlichen Ländern: Aus Israel, Frankreich und der Türkei. Wir sprechen unterschiedliche Sprachen. Aber wir verstehen einander durch unsere Gefühle und das tut das Publikum auch. Es ist egal, ob muslimisch, jüdisch oder christlich. Menschen sind Menschen.
Was sind eure Pläne für die Zukunft?
Lights in Babylon: Vor kurzem haben wir unseren neuesten Videoclip auf YouTube veröffentlicht und wir werden natürlich Konzerte machen. Bei der Istiklal Straße, wo wir Straßenmusiker:innen waren, haben wir in wenigen Jahren eine der größten Bühnen der Welt geschafft.
YouTube-Links um einzubetten:
Interview ungeschnitten auf Englisch: https://www.youtube.com/watch?v=yncRjXgvlIQ
Neuester Videoklip: https://www.youtube.com/watch?v=DyMpqFT0vU8



