Taliban-Sprecher bei CNN: Frauenjournalistinnen ausgeschlossen – Empörung weltweit

Taliban-Interview auf CNN sorgt für internationale Empörung: Frauenjournalisten ausgeschlossen, Propagandadiskussionen entflammen.

Hakan Günes, Analyse, Wien, 11.10.2025

Die Taliban, Al-Qaida und ihre ideologischen Nachfolger, wie der IS im Irak und in Syrien sowie Al-Nusra/HTS, sind heute erneut in den internationalen Medien wie CNN präsent. Dabei wurden sie einst von den USA in Afghanistan großgezogen und angeblich zum Feind erklärt.

Der afghanische Außenminister Amir Khan Muttaqi trat in Neu-Delhi vor die Presse, doch wie bekannt wurde, waren Frauenjournalistinnen von der Veranstaltung ausgeschlossen. Diese Entscheidung löste weltweit Empörung aus und entfachte eine neue Debatte über Frauenrechte, Meinungsfreiheit und die Qualität diplomatischer Repräsentation.

Das Interview mit Muttaqi wurde auf CNN International ausgestrahlt – einem Kanal mit über 10,2 Millionen Abonnenten – und sorgte für heftige Kritik. Viele Beobachter warfen dem Sender vor, der Taliban-Regierung eine Plattform zu bieten und ihre Botschaft auf diese Weise „wie Werbung“ zu verbreiten. In einer Zeit, in der Frauen in Afghanistan vom Bildungs- und Berufsleben ausgeschlossen und aus der Öffentlichkeit verdrängt werden, sei diese Berichterstattung „eine Verhöhnung der Opfer“, hieß es.

Internationale Frauenrechtsorganisationen erklärten: „Einem Taliban-Sprecher ein Mikrofon zu geben, bedeutet, die Schreie der unterdrückten afghanischen Frauen zum Schweigen zu bringen.“ Auch die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) betonte: „Das Verbot für Frauenjournalistinnen zeigt nicht nur die Denkweise der Taliban, sondern auch die Heuchelei einer Welt, die dazu schweigt.“

Zahlreiche Experten kritisierten die widersprüchliche Haltung westlicher Medien. Während der Westen zwanzig Jahre lang gegen die Taliban kämpfte, biete man ihnen nun journalistische Bühne – ein „ethisches Versagen“. Der ehemalige BBC-Korrespondent John Simpson sagte: „Journalismus bedeutet nicht, der Barbarei ein Mikrofon hinzuhalten, sondern die Wahrheit ans Licht zu bringen.“

Auch aus der Türkei kamen scharfe Reaktionen. Viele Nutzer in den sozialen Medien kommentierten: „Die Propaganda wird bald auch hier Realität. Nicht die mit Geld, sondern die, die dem Geld dienen und das Vaterland verkaufen, haben das Land in diesen Zustand gebracht. Wenn es so weitergeht, wird es noch schlimmer.“

Fachleute warnen, dass der Druck der Taliban auf Frauen und Medien nicht nur Afghanistan, sondern die gesamte Region – auch die Türkei – gefährdet. Diese Ideologie, die Religion politisiert, könnte neue Wellen des Radikalismus auslösen.

Internationale Kritik: „Medienplattform für Taliban ist gefährlich“

Die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) und Reporter ohne Grenzen (RSF) kritisierten CNN scharf. RSF erklärte: „Einem Regime, das Frauen systematisch unterdrückt, eine internationale Medienplattform zu bieten, dient der Taliban-Propaganda.“

CNN verteidigte das Interview mit dem Argument, dass „alle Seiten gehört werden müssen“. Viele Medienethiker wiesen jedoch darauf hin, dass es moralisch unvertretbar sei, extremistischen Ideologien eine Bühne zu geben und sie damit zu normalisieren.

Frauenrechte und Pressefreiheit erneut im Fokus

Die Tatsache, dass Frauenjournalistinnen von der Pressekonferenz ausgeschlossen wurden, lenkte die Aufmerksamkeit erneut auf die massiven Menschenrechtsverletzungen in Afghanistan. Seit der Rückkehr der Taliban an die Macht im Jahr 2021 haben sie Frauen den Zugang zu Bildung, Arbeit und öffentlichem Leben drastisch eingeschränkt.

UN Women erklärte in einer Stellungnahme: „Die Stimmen der afghanischen Frauen sollen endgültig zum Schweigen gebracht werden. Dieses Schweigen ist ein düsteres Signal für die Frauenrechte weltweit.“

Analyse: „Extremisten eine Bühne zu bieten, ist die Bewährungsprobe für die freie Presse“

Nach Ansicht von Kommunikationswissenschaftlerin Dr. Suna Yılmaz gefährdet die mediale Sichtbarkeit extremistischer Gruppen nicht nur Afghanistan, sondern auch andere Länder: „Jedes Land mag seine eigenen Regeln haben, doch ein System, das Frauen ausschließt und die Presse zum Schweigen bringt, darf niemals legitimiert werden. Dieses Interview ist kein Schritt für die Pressefreiheit, sondern für die Normalisierung des Radikalismus.“( yenivatan.at, Hakan Günes, Wien, 11.10. 2025)

Relevante Artikel

Back to top button
Cookie Consent mit Real Cookie Banner