GewaltFREIES Zusammenleben

Ist ein GewaltFREIES Zusammenleben möglich? Wir trafen die Geschäftsführerin des Vereins Autonome österreichische Frauenhäuser, Maria Rösslhumer, um mit ihr über die Kampagne GewaltFREI leben zu reden.

Die Geschäftsführerin des Vereins Autonome österreichische Frauenhäuser, Maria Rösslhumer, besuchte uns um mit ihr über die Kampagne GewaltFREI leben zu reden.

 

Jeder Mensch hat ein Recht darauf, gewaltfrei leben und aufwachsen zu dürfen. Gewalt passiert tagtäglich an vielen Orten, in vielen Ländern weltweit, in der Öffentlichkeit, aber leider auch besonders häufig in der eigenen Familie, in den eigenen “vier Wänden”. Häusliche Gewalt bezeichnet Gewalt zwischen erwachsenen Menschen, die in einer Beziehungspartnerschaft stehen oder leben. Gewalt wird von einem Partner eingesetzt, um den anderen zu kontrollieren und Macht auszuüben. Diese Partner können verheiratet sein oder nicht. Sie können heterosexuell oder homosexuell sein, zusammen oder getrennt leben.

 

Wir möchten die Kampagne zur Verhinderung von Gewalt an Frauen und Kindern näher kennenlernen.

 

Bitte erzählen Sie uns wo und wann die Gewalt beginnt und endet. Was ist Gewalt?

 

Rösslhumer: Vielen Dank für die Einladung. Ihre Frage ist sehr wichtig, nicht nur für MigrantInnen auch für alle Frauen und Männer die in Österreich leben, hier müssen wir eine gemeinsame Definition von Gewalt haben, damit wir uns zuerst davon distanzieren können. Gewalt beginnt dort, wo die Grenzen eines anderen Menschen verletzt werden. Beschimpfungen, Beleidigungen, Demütigungen oder ein respektloses Verhalten einem anderen Menschen gegenüber, z.B. bei Diskussionen, ist bereits Gewalt und kann als Übergriff empfunden werden.  Verbale und psychische Gewalt ist meist der Beginn einer langjährigen Gewaltbeziehung und kann bei körperlicher und sexueller Gewalt und im schlimmsten Fall mit dem Tod enden. Je länger ein Mensch in einer Gewaltbeziehung lebt bzw. leben muss und je schwerer die Gewalterlebnisse sind, desto schwieriger ist es sich aus der Gewaltsituation zu lösen.

 

Wer ist hauptsächlich von häuslicher Gewalt betroffen?

 

Rösslhumer: Frauen sind überproportional häufiger von Gewalt betroffen als Männer. Aber leider sind auch Kinder und Jugendliche von Gewalt betroffen, sei es direkt oder indirekt. Mehre Studien belegen, dass in 60-70% der Fälle, in den Frauen Gewalt durch die eigenen Ehemänner und Lebensgefährten erleben, auch die Kinder misshandelt werden. Je häufiger und schwerer Frauen misshandelt werden, desto gravierender und massiver ist auch die Gewaltanwendung an Kindern. Aber auch dann, wenn Kinder nicht Gewalt am eigenen Leib erleben, so wird ihnen durch das Miterleben an Misshandlungen und Drohungen  gegenüber der Mutter Gewalt angetan.  Jährlich müssen Tausende von Frauen und Kindern in ein Frauenhaus flüchten, weil sie Gewalt durch den eigenen Partner und Vater/Stiefvater erleben. 2013 suchten 3232  Frauen und Kinder (davon 1643 Frauen und 1589 Kinder) Schutz, Sicherheit und Hilfe in den österreichischen Frauenhäusern.

 

Wie hoch ist das Ausmaß der Gewalt an Frauen?

 

Rösslhumer: Die bisher weltweit größte internationale Studie zu Gewalt gegen Frauen, die von der europäischen Grundrechtsagentur 2013 (FRA) veröffentlicht wurde, hat ergeben, dass in der EU jede dritte Frau ab dem 15. Lebensjahr von physischer und/oder sexueller Gewalt betroffen ist. In Österreich musste jede fünfte befragte Frau Gewalt erleben. Wie hoch das Ausmaß häuslicher Gewalt an Frauen tatsächlich ist, lässt sich aber nur erahnen. Die Studie der Europäischen Grundrechtsagentur zeigt, dass nach der schwersten physischen und/oder sexuellen Gewalt durch den Partner nur 16 Prozent der befragten Frauen in Österreich die Polizei kontaktiert haben. Lediglich 4 Prozent der Frauen haben sich an eine Opferschutzeinrichtung und 12 Prozent an ein Frauenhaus gewandt. Die Ergebnisse der Grundrechtsagentur lassen vermuten, dass die Zahl der Betroffenen bei weitem höher ist, als sie von Polizei, Opferschutzeinrichtungen oder Frauenhäusern erfasst werden kann. (yenivatan.at)

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