Diversitätsmonitor im Wiener Rathaus: Jeder dritte Wiener de facto kein Österreicher

Jugendgeneration auf dem Weg zur höheren Bildung

WIEN. Heute wurde der sechste Integrations- und Diversitätsmonitor im Wiener Rathaus präsentiert. Der alle drei Jahre erscheinende Integrationsmonitor zeigt, inwiefern sich der Migrationshintergrund auf Bildungsabschlüsse, Einkommen oder leistbares Wohnen auswirkt. Der parallel erstellte Diversitätsmonitor gibt Auskunft darüber, wie sich die Stadtverwaltung und ihre Angebote durch die Diversität der Wiener Bevölkerung verändert haben.

„Der Integrations- und Diversitätsmonitor widerlegt nicht nur Integrationsmythen, sondern bietet der Politik auch konkrete und faktenbasierte Ansatzpunkte, um die Herausforderungen einer wachsenden und diversen Stadt erfolgreich zu meistern. Indem wir uns von Vorurteilen und Stereotypen lösen und auf die Daten des Monitors zurückgreifen, können wir gezielt Maßnahmen ergreifen, um eine integrative und vielfältige Gesellschaft zu fördern und die Herausforderungen, die damit einhergehen, effektiv anzugehen“, sagt Vizebürgermeister und Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr anlässlich der heutigen Präsentation des Integrations- und Diversitätsmonitors.

Zuwanderung ist Teil von Wien

Aus einer immer älter werdenden Stadt wurde aufgrund einer positiven Geburtenbilanz und Zuwanderung eine junge, wachsende 2 Millionen Metropole und damit die fünftgrößte Stadt in der EU. Anfang 2023 waren rund 34 % der Wiener*innen ausländische Staatsangehörige, rund 39 % der Wiener*innen waren im Ausland geboren und rund rund 44 % hatten eine ausländische Herkunft (Geburt im Ausland oder ausländische Staatsangehörigkeit). „Mit dem Integrations- und Diversitätsmonitor hat die Abteilung Integration und Diversität für die Stadt Wien ein in Europa einzigartiges Instrument geschaffen, welches einen differenzierten Blick auf Integration und Teilhabe der Wiener*innen ermöglicht und zeigt, wie die Wiener Stadtverwaltung danach ihre Strategien und Angebote ausrichtet“, sagt Theodora Manolakos, Leiterin der Abteilung Integration und Diversität der Stadt Wien.

Bildungsaufstieg bei Jugendgeneration
„Integration braucht Zeit. Aber selbst besonders benachteiligte Gruppen bewerkstelligen in der zweiten oder dritten Generation einen sozialen Aufstieg und haben bessere Bildung“, erklärt Leila Hadj Abdou, eine der Autor*innen des Integrations- und Diversitätsmonitors. Diese Entwicklung zeigt beispielweise der Bildungsaufstieg von Kindern, deren Eltern aus Nicht-EU Staaten nach Wien gekommen sind. Von der Eltern- zur Jugendgeneration halbiert sich der Anteil der Personen mit geringer Bildung. Während in der Elterngeneration (45- bis 59-Jährige) dieser Bevölkerungsgruppe rund 40 % höchstens über einen Pflichtschulabschluss verfügt, liegt der Anteil bei der Jugendgeneration (15- bis 29-Jährige), die ihre Bildung bereits in Österreich erworben hat, bei nur mehr 17 %.
„Integration wird oft auf eine Frage der Herkunft reduziert. Wie der Integrationsmonitor zeigt, ist es jedoch wichtig sozioökonomische Ungleichheiten wie geringer Bildungstand der Eltern oder niedriges Einkommen in den Blick zu nehmen“, unterstreicht Leila Hadj Abdou.

Über 60 % der Neuzuwander*innen sind höher qualifiziert
Der größte Teil der Zuwanderung aus dem Ausland nach Wien betrifft EU/EFTA-Staatsbürger*innen. „Wir haben eine qualifizierte Zuwanderung. Insbesondere Menschen, die aus EU-Ländern nach Wien kommen, bringen besonders oft höhere Bildungsabschlüsse mit“, erläutert Katharina Zahradnik-Stanzel eine der Autor*innen des Integrations- und Diversitätsmonitors. Insgesamt verfügt der Großteil (62 %) der seit 2014 neu zugezogenen Wiener*innen mittlerweile entweder über einen Matura- (25 %) oder einen Hochschulabschluss (38 %).

Die schlechter bezahlte Hälfte
Nahezu die Hälfte der in Wien geleisteten Arbeitszeit (47 %) wird von Menschen mit Migrationshintergrund erbracht. Unter den erwerbstätigen Wiener*innen sind Menschen aus Nicht-EU Ländern in hohem Maße von Dequalifizierung und niedrigeren Löhnen betroffen. Zusätzlich erzielen Frauen niedrigere Löhne als Männer. Dies bedeutet, dass Frauen mit Migrationshintergrund doppelt benachteiligt sind.

Ein Drittel der Wiener*innen ohne Wahlrecht
Jede dritte Wienerin, jeder dritte Wiener darf nicht wählen. Durch das restriktive Staatsbürgerschaftsrecht und das daran gekoppelte Wahlrecht ist der Anteil der Personen, die im wahlfähigen Alter sind, aber nicht wählen dürfen, auf 33,4 % angewachsen. Besonders stark von diesem Demokratiedefizit betroffen sind jüngere Wiener*innen. Fast die Hälfte (45 %) der Wiener*innen im Alter zwischen 25 und 44 Jahren darf nicht wählen.

Die Wiener Stadtverwaltung wird diverser
Menschen aus 180 Herkunftsländern leben in Wien. Aber nicht nur die Wiener Bevölkerung wird vielfältiger, auch in den Abteilungen und Einrichtungen der Stadt Wien wird die Belegschaft diverser. Mehr als ein Viertel der Bediensteten der Stadt Wien (26,6 %) hat eine ausländische Herkunft (Geburt im Ausland oder ausländische Staatsangehörigkeit). Im Wiener Gesundheitsverbund ist der Anteil noch höher: 37,5 % der Bediensteten haben eine ausländische Herkunft.

Besonders auffällig sind die zunehmenden mehrsprachigen Kommunikations- und Informationsangebote der Stadt Wien. Neben Deutsch setzen die befragten Abteilungen und Einrichtungen 33 weitere Sprachen in der Kund*innenkommunikation ein. Good-Practice-Beispiele wie die Kinderbücherei der Weltsprachen, das mehrsprachige Begleitprogramm StartWien für neu zugewanderte Wiener*innen oder mehrsprachiges Informationsmaterial zur richtigen Mülltrennung zeigen die zielgruppenspezifische und bedarfsorientierte Kund*innenkommunikation der Stadt Wien.

Als Datenquellen für den Integrationsmonitor wurden amtliche Registerdaten, Stichprobenerhebungen, Lohnsteuerdaten und eine repräsentative Umfrage herangezogen. Diese umfasst eine repräsentative Befragung von 1.104 Wiener*innen ab 16 Jahren. Die Erhebung wurde im Zeitraum von 20. Februar bis 29. März 2023 telefonisch und online durchgeführt. Die Ergebnisse des Diversitätsmonitors basieren auf einer 2023 durchgeführten Befragung an der sich 68 Abteilung und Einrichtungen der Stadt Wien beteiligt haben sowie auf den Daten der Personalerhebung (Stand 2022) der Stadt Wien. ( Pressemitteilungen)

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