“Mit positiver Energie und Lebenslust zum weltweiten Erfolg”

Als Asli Bayram zum Interview mit unserem Yeni Vatan Gazetesi- Team Platz nimmt wird sofort klar, dass diese Dame nicht nur schön ist, sondern auch einige interessante Geschichten aus ihrem bisherigen Leben zu berichten hat.

Asli Bayram ( Geb. 1981 in Darmstadt) ist eine deutsche Schauspielerin türkischer Abstammung. Im Jahr 2005 wurde sie zur Miss Germany gewählt und vertrat Deutschland bei der Wahl zur Miss Universe in Bangkok. Ihre Eltern waren aus der Türkei nach Darmstadt gezogen, der Vater betrieb ein kleines Import-Export-Unternehmen. Sie hat vier Geschwister. Am 18. Februar 1994 erschoss ein Neonazi ihren Vater, als dieser die Tür öffnete. Sie selbst wurde dabei verletzt.

Neue Heimat Zeitung: Was ist der Grund dafür, dass Sie zurzeit in Wien wohnen liebe Frau Bayram?

Asli Bayram: Also ich bin nun seit dem Frühjahr hier in Wien und ich muss sagen es gefällt mir äußerst gut hier. Der erste Bezirk ist so gemütlich und voll von kulturellen Sehenswürdigkeiten. Wenn ich hier spazieren gehe, fühle ich mich einfach nur wohl, es ist nicht so hektisch, wie in den anderen Städten in denen ich oft unterwegs bin. Wien ist ein wunderbarer Gegensatz zu London und New York, außerdem ist mein Management auch hier. Ursprünglich komme ich aus Darmstadt, später Frankfurt. Meine Eltern sind 1970 aus der Türkei zugewandert. Ich wurde in Deutschland geboren.

Neue Heimat Zeitung: Sie sind nun 28 Jahre alt und haben vor kurzem ein erstaunliches Buch namens „Grenzgängerin“ herausgebracht. Was ist die Message hinter diesem Buch, die Sie den Leser vermitteln möchten?

Asli Bayram: Wenn man mein Buch liest soll man einfach Lebenslust, Lebensmut und positives Denken spüren. Dies ist auch der Grund warum es hauptsächlich um glücklich sein, Liebe und ein erfülltes  Leben geht. Allerdings ist dieses Buch keine typische Autobiografie, denn ich finde, dass ich dafür einfach noch zu jung bin. Ich habe schon als kleines Mädchen sehr viel geschrieben, sei es nun in mein Tagebuch oder auch über die Reisen, die ich mit meiner Familie unternommen habe. Jetzt- viele Jahre später- kam ein Angebot von einem Verlag, das ich nicht abschlagen wollte und somit bekam ich die Möglichkeit meine Gedankenwelt und bisher wichtige Ereignisse zu Papier zu bringen und zu veröffentlichen. Ich möchte den Lesern etwas geben, wenn sie mein Buch lesen,  positive Energie und vielleicht auch ein bisschen Mut. Wenn ich mich so umschaue in der Welt, habe ich das Gefühl, dass immer mehr Mut für das Gute, die Wahrheit und einen respektvollen und toleranten Umgang miteinander gebraucht wird.

Neue Heimat Zeitung: Hatte Ihre Familie großen Einfluss auf Ihr Leben beziehungsweise Ihr Buch?

Asli Bayram: Aufjedenfall (lächelt). Meine Familie ist alles für mich. Von meinen Eltern habe ich alles gelernt. Unter anderem auch, dass man immer positive Wünsche haben soll und sich nicht durch Vorurteile anderer Menschen davon abbringen lassen soll, etwas im Leben zu versuchen und dafür zu kämpfen. Mit friedlichen, ehrlichen und reinen Händen natürlich.  Genau diese Lebensphilosophie beschreibe ich in meinem Buch.

Neue Heimat Zeitung: Was ist ihre Message an die Austro- Türken in Wien?

Asli Bayram: Ich habe hier in Wien auch viele türkische Freunde, die- genau wie ich- völlig integriert sind, da sie in Deutschland beziehungsweise Österreich aufgewachsen sind. Ich kenne ehrlich gesagt, was anderes gar nicht. Ich denke das Wichtigste ist, dass die Menschen nicht mehr in Schubladen denken und den jungen türkischen Frauen und Männern möchte ich nur sagen, dass sie sich durchsetzen sollen! Es wird immer Leute geben, die einem eine Tür zu machen wollen, aber man muss energisch sein, wenn man etwas wirklich erreichen will, dann wird sich auch eine neue Tür öffnen. Bevor ich meine Schauspielkarriere gestartet habe, war ich Studentin der Rechtwissenschaften in Frankfurt, denn ich habe mich nie unterkriegen lassen, weder von ungerechten Menschen noch von negativen Erlebnissen und schon gar nicht wegen der zwei Kulturen, die ich in meinem Herz trage und die manche Engstirnige als gedankliche Konkurrenten ansehen. So ein Unsinn, das Gegenteil ist der Fall, je mehr Kultur und Kulturen desto besser.  Ich denke in Wien ist alles etwas entspannter als in anderen Großstädten Europas. Zumindest war ich bis jetzt noch nicht mit rassistischen Bemerkungen oder sonstiger Intoleranz konfrontiert. Den Grund dafür sehe ich darin, dass hier in Wien seit vielen Jahrhunderten mehrere Kulturen Einfluss auf das gemeinschaftliche Leben nehmen. Ich hoffe ehrlich, dass das so bleibt. Dagegen war es in Deutschland nicht immer leicht für mich, denn man hat ab und zu schon mit typischem Alltagsrassismus zu tun. Der große Unterschied liegt meiner Meinung nur darin, dass in Österreich oder eben Wien einfach eine andere Lebensart vorherrscht, als in Deutschland. Vielleicht etwas langsamer aber dafür freundlicher. Die Wiener sind witziger finde ich (lacht).

Neue Heimat Zeitung: Was würden Sie von dem einen oder anderen Schauspielprojekt in Österreich halten?

Asli Bayram: Jederzeit, gerne, wenn es gute Projekte und gute Rollen sind, ob Theater oder Film. Ich war insgesamt zwei Jahre auf Tour und habe die Rolle der Anne Frank gespielt, als Solorolle.  Zuletzt war ich damit in Los Angeles. Ich bin also sehr offen für neue Projekte. Die Story muss mir gefallen und die Message dahinter auch. Nur wenn ich sie mit meinen Vorstellungen verbinden kann, ist es mir möglich die Rolle gut und authentisch zu spielen. Schließlich möchte ich weder meine Zeit, noch die Zeit der Zuschauer verschwenden (lacht). In meinem letzten Film habe ich eine bosnische Studentin gespielt in einem Liebesdrama, das in der Nachkriegszeit Sarajewos dort spielt. Ich musste die Rolle auf bosnisch spielen und wurde nichts synchronisiert. Solche Dinge fordern mich heraus und machen mir großen Spaß.

Neue Heimat Zeitung: Darf man fragen wie es um die Liebe steht? Könnten Sie sich auch einen Österreicher an Ihrer Seite vorstellen?

Asli Bayram: (lächelt) Für mich ist der Mensch wichtig und zurzeit bin ich privat sehr glücklich. Es muss einfach passen, egal woher man stammt oder welcher Religion man angehört. Für mich ist die Menschlichkeit einfach wichtiger als der Ursprung.

Neue Heimat Zeitung: Wie man auch in Ihrem Buch lesen kann, wurde Ihr Vater brutal ermordet. Wie sehen Sie diese Tat heute?

Asli Bayram: Ich war damals 12 Jahre alt. Es war ein rassistischer Akt und ein schwerer Schlag für meine Familie. Trotzdem sehe ich das Leben weiterhin positiv. Wenn man an solch einem Tiefpunkt angelangt ist, muss man einfach weitermachen und darf sich nicht in einem schwarzen Loch vergraben. Man muss die Zeit sinnvoll nutzen und selber etwas Gutes tun, um sich auch wieder gut fühlen zu können!

Neue Heimat Zeitung: Was sagen sie zu dem immer noch bestehenden Rechtsextremismus in Deutschland?

Asli Bayram: Ich finde, dass es einerseits besser wird, da es beispielsweise in Schulen immer mehr gemischte Klassen und Schulprojekte gibt und auch die Lehrer sind vermehrt multikulturell. Es wird in Zukunft weiterhin immer mehr Deutsche mit einer anderen Herkunft geben und ich finde andererseits die Angst die einem in den Medien oft gemacht wird ist völlig umsonst und übertrieben. Um eine Kultur richtig verstehen zu können, egal welche, muss man sich eben auf Neues einlassen können. Dazu gehört zum Beispiel Wertesystem zu verstehen, Lebensweisen zu respektieren oder ganz simple Alltagsdinge anzunehmen und zu versuchen und sei es die Küche eines anderen Landes. Wenigstens probieren sollte man doch. Übrigends, ich mag Türkisches Essen sehr gerne. (lacht). Es ist so vielfältig und lecker, und am allerbesten schmeckt es zuhause, selber gekocht. Aber das ist eigentlich bei allen internationalen Küchen so.

Neue Heimat Zeitung: Vielen Dank für dieses äußerst interessante Interview. Wir wünschen Ihnen noch viel Erfolg mit Ihrem Buch und Ihrer Schauspielkarriere.

Asli Bayram: Ich habe auch zu danken. Auf Wiedersehen. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Leserschaft ein frohes Herz!

GRENZGÄNGERIN, In diesem Buch erzählt Asli Bayram, wie sie ihr intensives Leben mit Leidenschaft, Zuversicht und Tatkraft aktiv gestaltet und dabei immer die elementaren Begriffe Toleranz und Respekt im Blick hat. Ihr Buch ist ein Lebensbericht als Parabel und Motivation für andere.
ASLI BAYRAM diskutierte über Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Österreich und Deutschland mit dem Herausgeber der Zeitschrift Einspruch Birol Kilic

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