Ärger um strengen Unterrichtsstil: Sarrazins Frau, Suziki und die schläge mit der Blockflöte. Ursula Sarazzin an Japanische Schülerin: „Suzuki komm hier“

Über ihren Mann Thilo diskutiert Deutschland schon seit Jahren, nun sorgt auch Ursula Sarrazin für Aufregung.

BERLIN. Eltern und Schüler beschweren sich über den autoritären Unterricht der Grundschullehrerin. Der Meinungskampf um Sarrazin ist erneut entbrannt. Teils polemisch, teils hasserfüllt und nur selten differenziert schlagen die Lager verbal wieder aufeinander ein. Nur heißt der Mittelpunkt der Auseinandersetzung diesmal nicht Thilo, sondern Ursula Sarrazin. Die 59-jährige Grundschullehrerin sorgt in Berlin für ähnlich viel Aufregung wie ihr Mann einst als Finanzsenator, Bundesbanker und zuletzt als Buchautor. Ihre Gegner unter Eltern und Kollegen sehen sie als Relikt aus dem 19. Jahrhundert, das handgreiflich wird und sensible Kinderseelen malträtiert. Ursula Sarrazin verteidigt ihren Unterricht als angemessen autoritär und sieht sich stellvertretend für ihren Mann gemobbt. Ursula Sarrazin, Frau des ehemaligen Berliner Finanzsenators, soll auch an einer anderen Schule Auseinandersetzungen gehabt haben. Höhepunkt war angeblich ein Schlag mit einer Flöte.

Inzwischen ist die Situation so weit eskaliert, dass Sarrazin- Unterstützer Drohbriefe an den Direktor und die Elternvertreter ihrer Schule im bürgerlichen Berliner Stadtteil Westend schicken, die wiederum die Polizei einschalteten. Im Internet keilen Sarrazin- Gegner zurück. “In einer gerechten Welt würde eine solche Lehrerin sofort entlassen”, schreibt ein Blogger.

Schläge mit der Blockflöte?

Über eine Sammel-beschwerde von gut 50 Eltern aus dem März 2009 berichtet der “Spiegel”. Dort hieß es, dass die Lehrerin “im Unterricht die Beherrschung verliert und die Kinder anschreit”. Eltern eines japanisch-deutschen Jungen hätten sich beklagt, dass Ursula Sarrazin ihren Sohn wiederholt wie eine Automarke in “Suzuki” umtaufe. Dies geschehe “zum Teil unter dem Gelächter der Klassenkameraden, die ihn dann prompt auch so nennen”. Nach einem Bericht des “Tagesspiegels” soll Frau Sarrazin schon 2001 einen Schüler mit einer Flöte geschlagen haben. Der Vater des heute 22-Jährigen sagt: “Frau Sarrazin hat ihm mit der Blockflöte auf den Kopf gehauen.”

Ursula Sarrazin verteidigt sich in mehreren Interviews. “Als Lehrer brauche ich Autorität, aber autoritär bin ich nicht. Ich stelle Regeln auf, an die sich die Schüler halten müssen. Das ist doch ganz selbstverständlich”, sagte sie dem “Focus”. “Ich schreie nicht im Unterricht”, sagte sie “Bild am Sonntag”. Den Namen des japanischstämmigen Schülers habe sie unabsichtlich falsch ausgesprochen. Kein Elternteil habe sich bisher persönlich bei ihr beschwert. Allerdings würden einige Eltern türkischer Kinder üble Nachrede betreiben. “Die Schulleitung und ein bestimmter Lehrer haben (…) gegen mich gehetzt.” Welche Seite Recht hat, lässt sich ohne eine Beobachtung des Sarrazin’schen Unterrichts schwer feststellen. Ursula Sarrazin sagt, Grund für die Kritik und das angebliche Mobbing seien die Kontroversen, die ihr Mann in den Debatten um Hartz-IV-Empfänger und mit seinem umstrittenen Bestseller über Integration und Intelligenz entfacht habe. “Die Leute denken: Wir kriegen zwar Herrn Sarrazin nicht, aber vielleicht kriegen wir Frau Sarrazin, die ist ja auch ganz nah dran.”

“Die Kinder schreien, die Eltern flieh’n, da hinten kommt der Sarrazin.”

Dass der Name Sarrazin in Lehrer- und Elternkreisen nicht unbedingt beliebt ist, zeigte sich schon vor Jahren während der Diskussionen um Sparmaßnahmen in der überschuldeten Hauptstadt. Die Lehrergewerkschaft GEW zeigte da gerne Plakate mit der Aufschrift: “Die Kinder schreien, die Eltern flieh’n, da hinten kommt der Sarrazin.”

Ausschnitt aus der Reportage von BILD AM SONNTAG vom 16.01.11

BILD am SONNTAG: Frau Sarrazin, seit über einer Woche werden in der Öffentlichkeit Vorwürfe von Eltern und Schülern gegen Sie diskutiert. Sie seien zu autoritär, heißt es, würden einschüchtern und beleidigen . . .

URSULA SARRAZIN: Ich weiß, dieses Angstgerücht. Das macht mir das Leben übrigens sehr schwer.

Ihr Leben wird nicht leichter werden: Morgen konkretisiert der „Spiegel“ diese Gerüchte und berichtet zum Beispiel von einer 13-Jährigen, die auf einem Schulfest über Sie gesagt hat: „Meine Lehrerin war sehr streng und vor allen Dingen schrak ich manchmal davor zurück, wenn sie so laut schrie, dass ihr Kopf leicht rot anlief . . . Ich habe dieses Mädchen nie angeschrieen. Ich schreie nicht im Unterricht. Das Mädchen war eine ganz normale Schülerin. Ich weiß nicht, warum sie das erzählt hat.“ Einen deutsch-japanischen Schüler, 8 Jahre alt, sollen Sie vor der gesamten Klasse wiederholt als „Suzuki“(du Suziki komm hier)  verhöhnt haben . . . Das war vor zwei Jahren in der ersten Schulstunde, als ich die Klasse neu unterrichtet habe. Ich konnte mir noch nicht alle Namen merken und habe den japanischen Namen des Schülers S. falsch ausgesprochen, das klang phonetisch wie Suzuki. Da haben die anderen Kinder gelacht. Mir tat das sehr leid, der Vater hat sich darüber schriftlich beim Schulrat beschwert. . . . und schließlich steht in einer Sammelbeschwerde von 2009, unterschrieben von 50 Eltern, Sie würden im Unterricht regelmäßig „die Beherrschung verlieren und die Kinder anschreien“. Nach bloßen Gerüchten hört sich das nun wirklich nicht mehr an. Die Tochter der Elternvertreterin, die in diesem Bericht zitiert wird, habe ich vor zwei Jahren unterrichtet. Seitdem habe ich weder mit ihr noch mit ihrer Tochter Kontakt. Und da ist es sehr erstaunlich, dass sie nach so langer Zeit nun öffentlich auftritt. Es gab nicht 50, sondern etwa 10 anonyme Beschwerden von Eltern über mich, die von Frau Z. an die Schulaufsicht weitergeleitet wurden. Daraufhin fand ein Gespräch mit mir, der Schulleitung und Frau Z. statt, in dem alle Vorwürfe widerlegt wurden. Mir persönlich wurde noch nie konkret mitgeteilt, wann und wo ich welches Kind unter welchen Umständen so behandelt haben sollte, dass es Anlass für eine Beschwerde gab. Das ist ein regelrechtes Fertigmachen und das möchte ich den Leuten nicht einfach durchgehen lassen. Sogar in ausländischen Zeitungen werde ich bloßgestellt und als Lehrerin total infrage gestellt.

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